Dr. Sandra Eibenberger ist Postdoc an der Harvard University

15.07.2016

Seit Oktober 2015 ist Sandra Eibenberger als Postdoc an der Harvard University tätig. Für unsere Rubrik „Karrierewege“ gab sie uns ein kurzes Interview und spricht darüber, wie wichtig es ist, die eigene Forschung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

  • Sie haben sich erfolgreich für das Erwin-Schrödinger Auslandsstipendium des FWF beworben und sind seit Oktober 2015 als Postdoc an der Harvard University tätig. Inwieweit haben Sie Ihre Postdoc-Phase bereits während Ihres Doktorats vorbereitet? Können Sie DoktorandInnen Tipps geben, wie man die Postdoc-Phase plant und sich erfolgreich auf Förderungen dafür bewirbt?

Während meines Doktorats habe ich einen 3-monatigen Forschungsaufenthalt an der Harvard University verbracht. Dies war unter anderem durch die Unterstützung des FWF Doktoratskollegs CoQuS möglich. Damals habe ich in meiner heutigen Forschungsgruppe mitgearbeitet und habe die Forschungsthemen sehr interessant gefunden. Die Arbeitsatmosphäre gefiel mir sehr und ich konnte mir sehr gut vorstellen, nach meinem Doktorat dort zu forschen. Glücklicherweise beruhte der Zusammenarbeitswunsch auf Gegenseitigkeit. Ich habe damals aus purem Interesse die Forschungsgruppe besucht, in Retrospektive könnte man aber wahrscheinlich sagen, dass ich meine eigene Vorhut für meine Postdoc-Phase war und unwissenderweise ein 3-monatiges Vorstellungsgespräch und Probearbeiten für meine nächste Position absolviert habe.

Jeder Werdegang ist individuell und vor allem in der Wissenschaft soll das auch so sein, daher tue ich mir schwer, aktuellen Doktoranden explizite Tipps zu geben. Noch dazu bin ich auch noch in einer relativ frühen Phase meiner eigenen Karriere. Es kann aber wohl kein Fehler sein, über den eigenen Tellerrand zu blicken und zwei offene Augen für die aktuelle Forschung im eigenen Feld und darüber hinaus zu haben. Natürlich erfährt man viel über die Forschung anderer Arbeitsgruppen, indem man Papers liest. Des Weiteren halte ich es für eine gute Idee die involvierten Personen auch persönlich kennenzulernen. Konferenzen oder Workshops eignen sich dafür gut, oder auch Besuche – sowohl wenn Gäste die eigene Arbeitsgruppe besuchen als auch Laborführungen etc. in anderen Institutionen.

  • Während Ihres PhD-Studiums haben Sie in einem TV-Beitrag des ZIB-Magazins Einblicke in Ihre Forschung gegeben. Wie wichtig ist es, der Öffentlichkeit die eigene Forschung näher zu bringen und wie haben Sie sich auf diesen Beitrag vorbereitet?

Ich bin der Überzeugung, dass es ein Teil unserer Verantwortung als Wissenschaftler ist, unsere Forschung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nicht zuletzt weil die Steuerzahler vor allem die Grundlagenforschung erst möglich machen. Idealerweise muss sich ein interessierter Mensch nicht erst durch die ganze Fachliteratur wühlen, um Informationen über aktuelle Forschung zu erhalten. Ich hoffe, dass in der Zukunft auch die verschiedenen Medien der Wissenschaft mehr Aufmerksamkeit schenken. Und natürlich sind auch spannende Resultate nötig, daher hoffe ich auch, dass die österreichische Politik die Wichtigkeit von Wissenschaft und Forschung für die Zukunft unseres Landes erkennt und dies mit mehr finanziellen Mitteln unter anderem auch für Nachwuchswissenschaftler honoriert. Auf den angesprochenen ZIB Magazin Beitrag habe ich mich nicht auf spezielle Weise vorbereitet. Ich habe mich bei dem Interview bemüht, möglichst klar und deutlich und ehrlich die Fragen zu beantworten. Ich habe dem Team auch mehr über die Forschung erzählt und unser Labor gezeigt. Auf die Forschungsinhalte wurde im fertigen Bericht aber nicht viel eingegangen, eher auf die persönlichen Zugänge zur Physik. Ich denke, dass die Öffentlichkeit tatsächlich viel mehr Informationen verkraftet als man ihr zutraut.

  • Wenn Sie auf Ihre Zeit als Doktorandin an der Universität Wien zurückblicken, was ist Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?

Mir sind sehr viele Dinge in Erinnerung geblieben. Ich habe ja auch schon mein Diplomstudium der Physik an der Universität Wien absolviert und bin dann für mein Doktorat an der Uni Wien geblieben.
Besonders die gute Arbeitsatmosphäre in der Quantennanophysik-Gruppe ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Bei jedem meiner bisherigen Wien-Besuche habe ich auch immer die Arbeitsgruppe und vor allem meinen Doktorvater Markus Arndt besucht, das möchte ich auch in Zukunft so beibehalten. Einerseits weil es eine Freude ist, andererseits auch, weil es für die wissenschaftliche Arbeit wichtig ist, im Gespräch zu bleiben und sich auszutauschen. Die Offenheit in Bezug auf pure Grundlagenforschung ist sehr besonders an der Physik-Fakultät, ich hoffe, dass dies auch in der Zukunft so bleibt.
Nach wie vor fühle ich mich mit der Universität Wien verbunden.

  • Sandra Eibenberger studierte Physik an der Universität Wien. Ihr Doktorat absolvierte sie im Rahmen des Doktoratskolleg „Complex Quantum Systems“ der Universität Wien und promovierte 2015. 2014 erhielt sie für ihre Forschung den Josef Pliva Prize. Für ihre Dissertation erhielt sie den Award of Excellence des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Seit Oktober 2015 ist Sandra Eibenberger als Postdoc an der Harvard University tätig und trat im Jänner dieses Jahres das Erwin-Schrödinger-Auslandsstipendium an. Ihre aktuellen Forschungsinteressen beinhalten die Forschung an kalten Molekülen, Analyse und Manipulation von chiralen Molekülen und die Entwicklung neuer spektroskopischer Methoden.