Gerhard Kreuch an der Stanford University in Kalifornien

15.07.2016

Im Sommersemester 2015 verbrachte der Philosoph Gerhard Kreuch 6 Monate an der Stanford University in Kalifornien.

  • Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt in Stanford entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?

Für mich war schon zu Beginn meines Dissertationsstudiums klar, dass ich die Gelegenheit für einen Auslandsaufenthalt nicht versäumen möchte. Der direkte, persönliche Austausch mit international anerkannten Wissenschaftlern aus dem eigenen Feld hat eine inspirierende und horizonterweiternde Wirkung, die die Qualität jeder wissenschaftlichen Arbeit steigern kann. Dazu kommt noch der Impuls zur Persönlichkeitsentwicklung, der mit der Erfahrung, länger im Ausland zu leben, zwangsläufig verbunden ist. Ich habe mich konkret für die Stanford University entschlossen, weil ich dort neben dem intensiven Austausch mit exzellenten Gesprächspartnern in meinem unmittelbaren Forschungsbereich auch die Möglichkeit hatte, das breitere Umfeld einer renommierten Top-Universität zu genießen. Ich nutzte die Chance, im Kontakt mit anderen Fachrichtungen und auf interdisziplinären Veranstaltungen meinen Horizont auch über im engeren Sinn philosophische Fragestellungen hinaus zu erweitern.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Stanford besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Grundsätzlich ist es eine ganz besondere Erfahrung, selbst an einer Institution zu Gast zu sein, die in vielen Bereichen weltweit für Exzellenz steht. Begeistert war ich von der entspannten Selbstverständlichkeit, mit der in Stanford dieser hohe Leistungsanspruch auch interdisziplinär gelebt wird. Es ist Teil des akademischen Alltags, dass sich Philosophen mit Forschern aus anderen Disziplinen wie Linguistik, Physik, Psychologie, Computer Science, Neurowissenschaften, etc. austauschen und in gemeinsamen Projekten zusammenarbeiten. Auch ich selbst konnte meine Arbeit mit Forschern außerhalb der Philosophie diskutieren und wertvolle Anregungen mitnehmen. Begeistert hat mich auch die positive Grundeinstellung, mit der mir in Stanford begegnet wurde. So konnte ich z.B. selbst einen Lesekreis mit Professoren und anderen Jungforschern gründen und eine philosophische Konferenz in Stanford organisatorisch mitgestalten. Diese prinzipielle Offenheit für Neues geht häufig Hand in Hand mit einer gesunden Portion Praxisorientierung und Pragmatismus, sodass die Universität ihre nicht-akademische Umgebung stark prägt. Für mich persönlich war es spannend, die enge Einbindung der Universität in die Start-up Szene hautnah mitzuerleben und auch selbst neben meiner philosophischen Arbeit in einigen Projekten mitwirken zu können.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

Inspiriert vom kalifornischen Geist ist mein erster Tipp: „Nichts ist unmöglich. Reach for the stars!“ Lass dich in der Planung deines Auslandsaufenthaltes nicht von selbstgemachten Schranken im Kopf aufhalten. Ich war überrascht, wie viel tatsächlich möglich ist. Zweitens hat sich in meinem Fall das alte Sprichwort bestätigt „Durch‘s Reden kommen die Leut‘ zam.“ Auch wenn in der Fülle administrativer und organisatorischer Vorbereitungsarbeiten zunächst scheinbar unüberwindliche Hürden auftauchen, oft hilft ein persönliches Gespräch oder Telefonat, um für deinen konkreten Fall dann doch einen Weg zu finden. Drittens rate ich dir, dran zu bleiben und nicht aufzugeben. Vor und während des Auslandsaufenthaltes werden mit hoher Wahrscheinlichkeit unerwartete Herausforderungen eintreten. Da gilt es, nicht den Mut zu verlieren und flexibel und pragmatisch nach Lösungen zu suchen. Am Ende wird alles gut!

Selfie vom Main Quad der Stanford University