Doktorand*innen unterwegs: Lucia Gaßner in Australien

01.07.2020

Die Sportwissenschafterin Lucia Gaßner forschte für ein Jahr an der renommierten RMIT University in Melbourne. In ihrer Dissertation erforscht sie, ob Sportklettern die Lebensqualität von Parkinson-PatientInnen verbessert.

In ihrer Forschung verfolgt Lucia Gaßner einen holistischen Ansatz und untersucht neben physischen auch psychische und soziale Effekte. Erfahrungsberichten nach wird durch Sportklettern neben der gesteigerten körperlichen Fitness, die bei Morbus Parkinsonreduzierte Flexibilität, Rumpfstabilität, Balance, Haltung und der Bewegungsumfang verbessert. Es werden neue Bewegungsmuster aufgebaut und somit die kognitive Fähigkeit gefördert. Aus psychologischer Sicht führt Sportklettern zu einer Steigerung der Stimmung und der Überzeugung, schwierige Situationen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können. Aufgrund der herausfordernden Aufgaben beim Klettern und der sichtbar überwundenen Problemstellungen wird die Motivation an der Bewegung nachhaltig gefördert. Das Trainieren in Klettergruppen unterstützt das Knüpfen sozialer Kontakte und die soziale Unterstützung. Durch den entgegengebrachten Respekt der anderen wird das Selbstwertgefühl gesteigert. Dadurch fällt es den Patient*innen leichter im täglichen Leben wieder an der Gesellschaft teilzunehmen und ein aktives Leben zu führen. Die Erfahrung der Unabhängigkeit und Selbstkontrolle wird durch die übertragene Verantwortung beim Sportklettern gefördert, was zu einer Verbesserung der Lebensqualität beiträgt.

Durch diese innovative Studie werden nachhaltige, ganzheitliche Verbesserungen der Gesundheit durch Sportklettern bei Morbus Parkinson beleuchtet. Mit der Untersuchung soll weltweit erstmals bewiesen werden, dass auch Patient*innen mit Morbus Parkinson in der Lage sind, Barrieren zu überwinden und die Freude am Sportklettern zu genießen. Die Ergebnisse sollen als Anstoß zu einer neuen, effektiven und auch in Zukunft weit verbreiteten Interventionsmöglichkeit bei Morbus Parkinson dienen. 

Im Folgenden erzählt die Nachwuchswissenschafterin von ihrem Forschungsaufenthalt an der RMIT University in Australien, der vom 1. April 2019 bis zum 1. April 2020 erfolgte und mit dem Marietta Blau-Stipendium des OeAD unterstützt wurde.

 

  • Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt in Melbourne entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?

Die RMIT University gehört weltweit zu den 5-Sterne Universitäten. Die RMIT bietet modern ausgestattete Labors für physiologische Übungen und Biomechanik sowie ein von der OECD anerkanntes prä-klinisches Labor und die „health sciences clinic“. Ein ausschlaggebender Grund war das Eingehen der „Cotutelle de thesè“ Vereinbarung zwischen der Universität Wien und der RMIT University. Das heißt, ich durchlaufe beide Curricula, schreibe eine Doktorarbeit und schließe sowohl das Doktorat in Sportwissenschaft als auch das Doktorat in Biomedical Engineering ab. Durch meinen wissenschaftlichen Auslandsaufenthalt konnte ich mich mit internationalen und multidisziplinären Forscher*innen verschiedener Bereiche vernetzen. Ein Folgeprojekt mit Kolleg*innen der RMIT ist bereits geplant.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Australien besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Das Service an der RMIT ist nicht zu vergleichen mit der Universität Wien. Das liegt jedoch auch an den sehr hohen Studiengebühren (ca. € 23.000/Jahr), welche ich aufgrund eines Stipendiums zum Glück nicht zahlen musste. Die enge Betreuung meines Doktorvaters, gratis Sportkurse, gratis grill-and-chill Events am Campus, und wenn ich ein Buch oder einen Raum nicht finden konnte, wurde ich vom Servicepersonal direkt hingebracht. Darüber hinaus sind die Wellen zum Surfen perfekt und es gibt eine (noch) bunte Unterwasserwelt mit großen und kleinen Fischen. Australien ist ein sehr vielseitiges Land mit einmaliger Flora und Fauna. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein morgendlicher Spaziergang in einem Nationalpark mit vielen neugierigen Kängurus, Emus, Koalas, Sträußen und Wombats.

  • Wo lagen die Herausforderungen?

Vor dem Auslandsaufenthalt war es schwer zu einem Betreuer in Melbourne zu kommen. Dies gelang mir schlussendlich nur durch Kontakte. Durch das tolle Service an der Universität, gab es keine besonderen Herausforderungen vor Ort. Auch die ‚Aussies‘ sind durchwegs herzliche Menschen. Mit ihrer ‚no worries‘-Mentalität stecken sie einem an das Leben etwas lockerer zu sehen: „Take it easy!“ Eine Herausforderung lag darin, in der COVID-19 Krise wieder zurück nach Österreich zu kommen. Dies gelang schlussendlich durch den Repatriierungsflug vom Außenministerium.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

Lasst euch nicht von Formalitäten abhalten. Bereitet das Notwendigste vor, der Rest ergibt sich dann vor Ort. Das Wichtigste: Vernetzt euch! D.h. geht zu trivia nights, mundo-lingo Sprachveranstaltungen, spielt in einem Orchester, schließt euch Sportgruppen an oder lernt Leute bei (außer)universitären Veranstaltungen kennen. Nur so kommt man den locals nahe und kommt sprachlich voran.


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(Alle Fotos: Copyright L. Gaßner)