DoktorandInnen unterwegs: Melanie Sindelar in Dubai

27.01.2017

Die Sozialanthropologin Melanie Sindelar war 2015 und 2016 für ihre Dissertation „Art production in contexts of nation-building: Visual artists in the United Arab Emirates today“ mehrere Monate auf Feldforschung in Dubai.

In ihrer Dissertation fragt die Nachwuchswissenschafterin nach dem Zusammenhang zwischen kontemporärer Kunstproduktion und Nation-Building am Arabischen Golf. Insbesondere geht es darum zu verstehen, wie nationale Narrative in der Kunstwelt disseminiert werden und wie KünstlerInnen auf diese reagieren.

Das Forschungsprojekt von Melanie Sindelar wird durch das uni:docs Fellowship gefördert.

  • Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt in Dubai entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?

Um die aufgeworfenen Forschungsfragen zu beantworten, war es notwendig vor Ort Gespräche zu führen, Beobachtungen anzustellen, und am Leben der KünstlerInnen teilzuhaben. Die Verfahren der Teilnehmenden Beobachtung stellen nebst komparativen und historischen Ansätzen eine der Hauptmethoden der Sozialanthropologie dar. Während meiner Zeit in Dubai besuchte ich eine Kunstschule im Industrieviertel Al-Quoz sowie zahlreiche Galerien, Vernissagen und Auktionen, und konnte bei der größten Kunstmesse am Arabischen Golf – der Art Dubai – mitarbeiten. Diese Erfahrungen sind für mein Forschungsprojekt von großer Wichtigkeit, denn dadurch konnte ich wertvolle Kontakte und Freundschaften knüpfen und genau jene Daten und Evidenzen sammeln, die es mir erlauben meine Fragen zu beantworten.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Dubai besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Sehr bildhaft in Erinnerung geblieben ist mir der hektische Straßenverkehr in Dubai. Insbesondere ein fünfspuriger Kreisverkehr, in dem ich während eines großen Wüstensturms mehrere Runden kreiste bis ich schlussendlich die richtige Ausfahrt entdeckte. Ohne Auto ist man in Dubai recht immobil – die KünstlerInnen jedoch begrüßten, dass ich mich ihrer Stadt nicht via Taxi oder Metro „widersetzte“, sondern mich stattdessen auf die Stadt einließ. Das bedeutete auch, nicht nur während der angenehmen Jahreszeiten in Dubai zu sein, sondern auch im Sommer, wo das Thermometer 40-50 Grad Celsius erreichen kann.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

In erster Linie sollte man sich ausreichend Zeit nehmen, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Dazu gehört eine Reiseversicherung genauso wie eine gut durchdachte Finanzierung. Wenn man sich im Vorhinein über diese Dinge Gedanken macht kann man sich danach entspannter der Forschung widmen. Auf der ToDo-Liste sollte natürlich auch das Erlernen der Landessprache stehen. Das gestaltete sich in Dubai gar nicht so einfach, denn obwohl Arabisch Landessprache ist, gibt es eine große Sprachenvielfalt, welche Hindi, Urdu, Malayalam und Tagalog inkludiert, um einige zu nennen. Englisch wurde daher zur lingua franca – aber eine Bereitschaft die Sprachen zu erlernen, die im Feld vorkommen zeigt, dass man ein Interesse an den Menschen und ihrer Kultur hat. Denn gerade bei empirischen Forschungen in einem sozialen Umfeld ist es immens wichtig, auf Menschen zuzugehen und sich auf sie einzulassen. Nur so erhält man Einblicke, die einem sonst vielleicht verwehrt bleiben.

Navigieren durch Dubai’s Straßen Richtung Business Bay. Rechts zu sehen ist der Burj Khalifa.

Kunstschule Campus Art Dubai im Industrieviertel Al-Quoz, Alserkal Avenue (Fotos: M. Sindelar)