Elisabeth Thoß in Polen

15.07.2016

Die Historikerin forscht in Ihrer Dissertation zur Gesellenwanderung zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert und war 8 Monate in Breslau und Krakau, um den Quellenbestand vor Ort aufzuarbeiten.

  • Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?


Mit dem Marietta–Blau–Stipendium konnte ich endlich einen längeren Forschungsaufenthalt in Polen für meine Dissertation wahrnehmen. Bereits für meine Diplomarbeit hatte ich Nachforschungen zur Thematik „Zünfte in Breslau“ angestellt – damals allerdings in einem kleineren Rahmen. Die Wahl nach Breslau und Krakau zu gehen, basierte auf dem Forschungsschwerpunkt meiner Dissertation mit dem Titel „Gesellenwanderung von/nach Wrocław und Krakau zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert“. Aufgrund wenig publizierten Sekundärquellen und meinen Erfahrungen aus vorherigen Aufenthalten, freute ich mich auf die intensive Arbeit mit Originalquellen bzw. Quelleneditionen, welche in dieser Form nur in den polnischen Archiven existierten. Der Quellenbestand war im nach hinein ziemlich überwältigend, obwohl ich bereits im Vorfeld Recherchen angestellt habe, welche Unterlagen für mich interessant sein könnten. Nicht weniger als 250 Akten kamen dabei zum Vorschein. Bisherige Archiverfahrungen hatte mich auch gelehrt, dass Quellen nicht digitalisiert waren und nur ein Bruchteil über den Computer eingesehen werden konnte. Im Umkehrschluss bedeutete dies einen wesentlichen Teil meiner Zeit mit der „Entzifferung“ von Originalquellen zu verbringen. Die Kommunikation im Archiv und mit deren Mitarbeiter/Innen lief in Breslau recht problemlos, in Krakau brauchte ich einige Zeit um mich einzuarbeiten. Letzteres lag besonders an der Größe des Archivs.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Polen besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Außerhalb des Archivs, erlebte ich unglaublich offenherzig und freundliche Menschen. Bei Problemen wurde mir so gut es ging geholfen – auch wenn einige Lösungsansätze mehr als gewöhnungsbedürftig waren. Allein der Besuch einiger Einrichtungen wie dem Museum jüdischen Lebens in Galizien oder im Wawel waren es wert, die Stadt zu besuchen. Sowohl in Breslau als auch Krakau gehörten ausdehnte Spaziergänge zu meinem Freizeitprogramm – die historische Stadtentwicklung kann heute noch an der Architektur und Struktur der Viertel erlebt werden. Mit dem Titel „Kulturhauptstadt 2016“ ist Breslau spätestens heuer einen Besuch wert!

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

- Informationen über das Leben vor Ort bereits vor dem Aufenthalt sammeln (Preise für Alltägliches, Öffentliche Verkehrsmittel, Verkehrsnetzplan in Landessprache etc.)

- Vorher Zeitplan bzw. inhaltliche Planung erstellen, welche nach der ersten Woche bzw. Tagen überarbeitet werden sollte (am Anfang habe ich mich leicht verzettelt, und viel mehr Zeit gebraucht als eigentlich notwendig)

- "To Do List" erstellen: wo, was, wann?