Lea Müller-Funk in Paris

15.07.2016

Lea Müller-Funk (Institut für Orientalistik) schreibt ihre Dissertation im Bereich Arabistik und vergleichende Politikwissenschaft zum Thema „Transnationale politische Praktiken in den revolutionären Umbrüchen in Ägypten (2011-2013)“.

Seit 2012 promoviert die Nachwuchswissenschafterin im Rahmen einer Cotutelle zwischen der Universität Wien und der Sciences Po Paris.

  • Warum haben Sie sich im Rahmen Ihrer Dissertation für eine Cotutelle mit der Universität Sciences Po Paris entschieden? Inwiefern war die Kooperation für Ihre Forschung wichtig?

Meine Entscheidung, im Rahmen einer Cotutelle sowohl in Paris als auch in Wien zu dissertieren, hatte sowohl methodische als auch inhaltliche Gründe.

Ich habe vor meiner Dissertation ein Magisterstudium in Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Wien gemacht, sowie einen politikwissenschaftlichen Master mit Fokus auf den Nahen Osten an der Sciences Po Paris. Ich habe mich daher bereits im Studium für interdisziplinäre Ansätze interessiert. Auch mein momentanes Dissertationsthema über transnationale politische Praktiken in den revolutionären Umbrüchen in Ägypten ist interdisziplinär angelegt. Methodisch arbeite ich sozialwissenschaftlich mit Interviews, aber auch textbasiert mit arabischen Quellen. So war es für mich ein logischer Schluss, meine Dissertation in beiden Disziplinen zu schreiben.

Ich behandle mein Thema zudem anhand von zwei Fallbeispielen – transnationale politische Netzwerke in Wien und Paris. In beiden Städten habe ich im Rahmen längerer Feldforschungen semi-narrative Interviews durchgeführt. Deshalb war es für mich natürlich wichtig, dort auch institutionell angebunden zu sein.

Die ausgewählte Universität in Paris bzw. das Forschungszentrum CERI (http://www.sciencespo.fr/ceri/en), an das ich angebunden bin, hat außerdem einen thematischen Forschungsschwerpunkt zu Migration im Nahen Osten. Das war für mich insoweit nützlich, als ich mich mit anderen DissertantInnen, aber auch mit WissenschaftlerInnen enger austauschen konnte. Die Sciences Po Paris verfügt auch über das Forschungslabor „Médialab“ (http://www.medialab.sciences-po.fr/), das sich zum Ziel gesetzt hat, neue Kommunikationstechnologien zu analysieren. Da ich in meine Dissertation auch eine Analyse von sozialen Medien eingebaut habe, war der methodische Austausch mit den KollegInnen dort sehr vorteilhaft.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Paris besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Ich finde Feldforschung vor allem deshalb interessant, weil Interviews zu führen immer einen intensiven Austausch mit den unterschiedlichsten Menschen bedeutet. Während meiner Zeit in Paris habe ich innerhalb kurzer Zeit sehr viele sehr unterschiedliche Leute kennengelernt und viele Interviews geführt, die mich in die unterschiedlichsten Viertel und Außenbezirke von Paris geführt haben. Überraschend war für mich vor allem, wie offen sich die meisten meiner InterviewpartnerInnen in den Interviews über ihr Leben, ihren Weg nach Europa, aber auch ihre politischen Einstellungen geäußert haben. In starker Erinnerung ist mir auch die lange Zeit des Transkribierens nach meiner Rückkehr nach Wien geblieben.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

Ich würde jedem Doktorand bzw. jeder Doktorandin, der oder die sich für eine Cotutelle-Vereinbarung interessiert, raten, möglichst früh mit der Planung anzufangen. Bei mir hat das ganze Verfahren von der Zulassung als Doktorandin an beiden Universitäten bis zur Unterzeichnung der Cotutelle-Vereinbarung durch die Universität Wien und die Sciences Po Paris fast 1,5 Jahre gedauert. Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit dem DoktorandInnenzentrum der Uni Wien und insbesondere mit Herrn Kolowrat gemacht, der für mich die Vereinbarung sehr positiv zu meinen Gunsten verhandelt hat (z.B. in Bezug auf Studiengebühren, Ort der Defensio, etc.). Wenn man zwei BetreuerInnen hat, ist es außerdem sicherlich von großem Vorteil, diese einander möglichst früh vorzustellen, um verschiedene Vorstellungen und Vorgangsweisen abzusprechen.

Pro-Morsy Demonstration am Place Trocadéro, Paris, Oktober 2013 (Foto: Lea Müller-Funk)