Jürgen Goller unterrichtet seit dem Sommersemester 2016 an der Universität Wien und erzählt im Interview wie er zu seiner ersten Lehrveranstaltung gekommen ist, mit welchen Zeitaufwand beim Lehren zu rechnen ist und was ihm am Lehren besonders gefällt.
Jürgen Goller ist in der Endphase seiner Dissertation mit dem Titel "Beauty on the fly: Facial attractiveness and memory". Von 2014 bis 2017 erhielt er das uni:docs fellowship.
- Wann hast du deine erste Lehrveranstaltung abgehalten und wie bist du zu dieser gekommen?
Meine erste selbstständige Lehrveranstaltung war ein Proseminar im Sommersemester 2016. Bei uns am Institut wird die Lehre vor Semesterstart in einem Treffen innerhalb der Arbeitsteams und innerhalb des Instituts unter den MitarbeiterInnen aufgeteilt. Als Universitätsassistent ist ein gewisses Maß an Lehre vorgesehen, wodurch ich vom Institutsvorstand angefragt wurde, Lehre zu machen. Dabei haben wir uns auf das besagte Proseminar geeinigt, da dies ein sehr guter Einstieg in die Lehre ist.
- Was würdest du DoktorandInnen raten für das Vorbereiten und Abhalten der ersten Lehrveranstaltungen?
Im Zuge der Vorbereitung würde ich jedem empfehlen, bei anderen Lehrveranstaltungen zu hospitieren. Das nimmt schon einmal den Druck, auf einen Schlag alleine auf der anderen Seite zu stehen. Darüber hinaus hilft es ganz einfach, sich an seine eigenen Erfahrungen als Student zu erinnern.
- Was hat mir in anderen Lehrveranstaltungen persönlich gut gefallen und was weniger?
Aus diesem Erfahrungsschatz, über den in der Regel jeder Lehrende verfügt, könnte man die sinnvollsten Aspekte übernehmen und die weniger sinnvollen Aspekte konsequent verwerfen. Beim Abhalten der Lehrveranstaltung versuche ich möglichst authentisch und natürlich aufzutreten und den Studierenden möglichst auf Augenhöhe zu begegnen. Ich denke nicht dass es in der Lehre sinnvoll ist, in irgendeine gekünstelte Rolle zu schlüpfen. Als Menschen machen wir alle Fehler und sind alles andere als perfekt – das sollten wir den Studierenden auch vorleben. Etwas Humor kann dabei sicher auch nicht schaden. Bis jetzt hat dieser Umgang sehr gut funktioniert und sicher maßgeblich zur Qualität der Lehre beigetragen.
- Mit wieviel Arbeitsaufwand muss man bei der Vorbereitung einer Lehrveranstaltung rechnen?
Das ist wirklich schwer zu sagen, vieles spielt sich ja eigentlich nur im Kopf ab. Der weitere Arbeitsaufwand hängt stark von den verwendeten Materialien ab – da sollte man etwa nicht die Arbeit unterschätzen, einen kompletten Moodle-Kurs mit unterschiedlichen Aufgaben und Angeboten zu erstellen. Auf jeden Fall aber einige Stunden über mehrere Tage verteilt; speziell für die allererste Lehrveranstaltung.
- Was gefällt dir am Lehren bzw. was sind auch die Herausforderungen?
Ich habe einfach eine große Freude daran, Menschen etwas möglichst verständlich und anschaulich zu vermitteln. Dadurch kann ich etwas meiner eigenen Begeisterung für die Wissenschaft und die Welt mit anderen teilen. Darin erfolgreich zu sein, ist gleichzeitig die größte Herausforderung. Es hat keinen Sinn über die Köpfe der Studierenden hinweg zu unterrichten. Das Um und Auf in der Lehre ist die intrinsische Motivation der Studierenden zu wecken. Das gelingt aber nur, indem man sie dort abholt, wo sie stehen, wie man so schön sagt. Dazu gibt es leider kein allgemeingültiges Rezept und das erfordert manchmal viel Geduld. Zudem muss man flexibel genug sein, um auch neue Dinge auszuprobieren. Das tatsächlich gut umzusetzen kann schon eine Herausforderung sein.
Zur Ausschreibung des UNIVIE Teaching Award 2018
CV JUERGEN GOLLER
Since 2014 | Uni:docs Fellowship Program for Doctoral Candidates (University of Vienna)
Since 2013 | Doctoral Studies (natural science) in Psychology (University of Vienna)
2014 | Coordinator at the Cognitive Science Research Platform Vienna (University of Vienna)
2013-2014 | Project Collaborator (Austrian Science Fund)
2005-2013 | Diploma Studies (natural science) in Psychology (University of Vienna)
2011-2013 | Student Assistant (Department of Basic Psychological Research and Research Methods)
2010-2011 | Internship in General Psychology (Department of Basic Psychological Research and Research Methods)
TEACHING
Co-supervisor of 4 diploma and 5 master students; supervisor of 8 interns; University of Vienna Teaching Award 2017; Day of Teaching 2016; supervised coaching program for tutors of the University of Vienna
VU Kognitionspsychologie und Neurowissenschaften(2017W)
SE Anwendungsseminar: Geist und Gehirn (2017W)
SE Anwendungsseminar zu ausgewählten Schwerpunkten der Kognitionspsychologie (2017S)
PS Proseminar zu kognitiven Grundlagen des Erlebens und Verhaltens (2017S, 2016W, 2016S)