"Meine Forschung": Von Bettelzeichen, Judensternen und Obdachlosendreiecken

15.07.2016

Die "Kennzeichnung" von Wohnungslosen sorgte in Frankreich 2014 für Aufregung. Warum – auch gutgemeinte – Kennzeichnungen problematisch sein können, erklärt Historikerin Sarah Pichlkastner.

In ihrer Dissertation am Institut für Österreichische Geschichtsforschung untersucht sie die Geschichte der Bettelzeichen.

Kennzeichnungen, auch solche mit gutgemeinten Absichten, lassen sich nicht nur bis in die NS-Zeit, sondern noch viel weiter zurückverfolgen. Bereits im Mittelalter wurden vor allem Randgruppen wie Prostituierte, Henker, KetzerInnen, JüdInnen oder Leprakranke mit einem Kennzeichen versehen. Die mögliche Bandbreite reichte dabei von bestimmten Kleidungsstücken (graue Lepramäntel, gelbe Schleier für Prostituierte usw.) über gewisse Accessoires (etwa die "Lepraklapper" oder Glöckchen für Prostituierte) bis hin zu Abzeichen bzw. Zeichen (beispielsweise Judenabzeichen). Dabei spielte die Farbe Gelb als Ausdruck der Schande eine wichtige Rolle. Solche "Stigma-Symbole", die auch in der Frühen Neuzeit Verwendung fanden, sollten eine diskriminierende (im Sinne von unterscheidbar) und/oder diffamierende Wirkung haben.

So genannten Bettlerzeichen oder Bettelzeichen kamen in spätmittelalterlichen Städten ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf und stellten eine Kennzeichnung für BettlerInnen mit offizieller Bettelerlaubnis dar. Die Almosen sollten auf diesem Weg zu den wirklich Bedürftigen, den "würdigen" Armen, gelenkt werden und sollten eine Form der Unterstützung darstellen.

Sarah Pichkastner blickt in Ihrer Dissertation nicht ausschließlich in die Geschichte zurück, sondern schlägt auch Brücken zur Gegenwart (beispielsweise gab es in Salzburg im Frühling 2014 die Diskussion um "Bettlerlizenzen" bzw. "Erlaubnisscheine").

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