Daniel Smrzka im Golf von Mexiko

15.07.2016

Daniel Smrzka, Doktorand am Department für Geodynamik und Sedimentologie, war für seine Forschungen mehrere Wochen im Golf von Mexiko unterwegs.

  • Inwiefern war der Forschungsaufenthalt im Golf von Mexiko für die Durchführung Ihres Projektes wichtig?

In meiner Dissertation befasse ich mich mit Karbonatgesteinen, die durch mikrobiellen Abbau von Methan im Meeresbodensedimenten entstehen. Diese sogenannten „Seep-Karbonate“ werden auch heute weltweit am Meeresboden gebildet, so auch im südlichen Teil des Golfs von Mexiko. Hier treten große Mengen von sehr schwerem, zähflüssigem Öl aus Hügeln und Rücken am Meeresboden aus, weshalb diese Strukturen auch Asphaltvulkane genannt werden. Der Golf von Mexiko ist ein ideales natürliches Labor in dem sowohl Methanabbau als auch Abbau von Rohöl stattfindet und untersucht werden kann. Dieser Methanabbau erfolgt anaerob durch Bakterien und Archeen und ist ein wichtiger Prozess in marinen Sedimenten da er einen Großteil des Treibhausgases daran hindert, die Atmosphäre zu erreichen. Die Karbonatgesteine sind ein Produkt des Methan und Ölabbaus und bieten einen einzigartigen Einblick in mikrobielle Prozesse im Verlauf der Erdgeschichte. Das Hauptziel meiner Forschung ist die Untersuchung des Methanabbaus anhand der Karbonate im Unterschied vom Abbau höherer Kohlenwasserstoffe. Gemeinsam mit Mikrobiologen und Geochemikern versuche ich, die Prozesse des Rohölabbaus zu verstehen und über die Karbonate dessen Relevanz in der geologischen Vergangenheit einzuschätzen.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit im Golf von Mexiko besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend? 

Während der Expedition kam der ferngesteuerte, unbemannte Tauchroboter ROV Quest 4000 zum Einsatz. Im Universallabor des Schiffes, wo jeder Tauchgang live mitverfolgt werden konnte, boten sich Bilder einer Unterwasserwelt, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Neben „Chapopote“, dem einzig bisher bekannten Asphaltvulkan, wurden zwei weitere solche Vulkane entdeckt und benannt. Jeder Tauchgang hat Überraschungen gebracht und viele neue Fragen aufgeworfen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der erste Tauchgang zum „Tsanyao Yang Knoll“, eine neu entdeckte Struktur in fast 3400 Metern Tiefe. Wir fanden gewaltige Türme aus Methanhydrat (gasförmiges Methan das in einem Käfig von Wassermolekülen bei hohen Drücken und geringen Temperaturen als Festphase vorliegt), die meterhoch in die Wassersäule hinausragen. Selbst die erfahrensten Wissenschaftler an Bord hatten solch massive Hydratvorkommen noch nie gesehen. Die Tauchgänge, an denen für meine Dissertation wichtiges Probenmaterial mit dem ROV genommen wurden, waren auch etwas Besonderes, weil ich aktiv in das Geschehen während des Tauchgangs eingreifen und mitentscheiden durfte.

Ich habe die Zeit an Bord der Meteor sehr genossen und einen einmaligen Blick in das Leben an Bord eines Forschungsschiffes bekommen. Die Infrastruktur an Bord ist ausgezeichnet und man kann sich voll und ganz auf die eigene Arbeit konzentrieren. Durch die Vielzahl der mitreisenden WissenschaftlerInnen im Bereich Meeresgeologie, Geochemie und Mikrobiologie bietet sich eine einzigartige Möglichkeit zu diskutieren, Fragen zu stellen und sich auszutauschen.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, dass man sich vor einer solchen Reise mit dem Organisator und Teilnehmern der Reise in Verbindung setzt. Ich hatte die Möglichkeit, diese Personen im Vorfeld zu treffen und konnte viele Fragen stellen und organisatorische Aspekte klären. So konnte ich in Erfahrung bringen, welche Einrichtungen und Geräte an Bord zur Verfügung stehen, mit denen ich arbeiten kann. Das MARUM bietet jedes Jahr Summer Schools an, bei denen Untersuchungsmethoden und Forschungsgeräte von einem internationalen Forscherteam vorgestellt werden. Hier werden Studenten auf mögliche Schiffsreisen vorbereitet. Auch ich habe 2014 an einer solchen Summer School teilgenommen und konnte mich z.B. mit der Analyse von Bohrkernen auseinandersetzen. Diese Erfahrung war sehr hilfreich und hat mir bei meiner Arbeit auf dem Schiff sehr weitergeholfen.

Daniel Smrzka im Golf von Mexiko