Daniela Schuh an der Harvard University

15.07.2016

Die Soziologin Daniela Schuh verbrachte zwei Semester (2013/2014) an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts), um an einem Forschungsprojekt mitzuwirken.

  • Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt an der Harvard University entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?

Ich wurde von Prof. Sheila Jasanoff, der Direktorin des Programmes ‚Science, Technology and Society’ an der Harvard Universität eingeladen an dem Forschungsprojekt „Biology and the Law“ mitzuwirken. Tatsächlich handelte es sich hierbei um ein seit mehreren Jahren laufendes Projekt in dem einige der Theorien entwickelt wurden auf denen ich meine Dissertation aufbaue. Demnach war klar dass es für mich sehr bereichernd ist hier mitzuwirken! Zudem war mir die Projekterfahrung auch sehr wichtig da ich meine Dissertation nicht – wie viele meiner KollegInnen – im Team oder als Beitrag zu einem größeren Rahmenprojekt verfasse.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit an der Harvard University besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Zunächst sind es nicht nur Erinnerungen, die mir geblieben sind! Erst gestern habe ich mich wieder mit meinen ehemaligen KollegInnen – und Freunden – bei unserem regelmäßigen Skype-Meeting ausgetauscht. Unsere „Virtual Fellow-Group“ ist eine sehr wichtige Bezugsgruppe für mich mit der ich nicht nur inhaltliche Aspekte meiner Dissertation sowie die Planung neuer Projekte bespreche, sondern die mich auch immer wieder zu neuen Ideen inspiriert! Überrascht war ich von den weitreichenden Möglichkeiten mich in das Geschehen in Harvard einzubringen: Während meines Aufenthaltes habe ich gemeinsam mit KollegInnen zwei Workshops organisiert und ein Projekt zur Wissenskommunikation ins Leben gerufen. Vor meiner Abreise habe ich nicht gedacht, dass mir der Rahmen vor Ort so viel Gestaltungsmöglichkeit bieten wird! Woran ich mich noch lange erinnern werde sind die unzähligen inspirierenden Unterhaltungen mit Prof. Jasanoff! In ein- bis zweiwöchentlichen Abständen haben wir mitunter mehrstündige Gespräche über meine Forschungsarbeit vor Ort sowie meine Dissertation geführt. Obwohl ich auch in Wien ein sehr intensives Betreuungsverhältnis genieße, war diese Form des Studierens eine neue Erfahrung für mich. Tatsächlich ist eine derartige Unterstützung in europäischen Universitäten kaum denkbar, da das Verhältnis von Studierenden zu Professoren so etwas nicht vorsieht.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

Ein Auslandsaufenthalt ist natürlich dazu da neue Netzwerke zu knüpfen. Bei der Planung kann es jedoch hilfreich sein zunächst auf bestehende Netzwerke zurückzugreifen: Welche Anbindungen hat meine Betreuung oder meine KollegInnen und von welchen Institutionen gibt es positive Erfahrungswerte? Das sind die Fragen, die am Beginn der Planung stehen sollten. Auf den Webseiten vieler (wissenschaftlicher) Institutionen lässt sich zudem oft erschließen, welche Studierenden hier in den letzten Jahren zu Gast waren. Man sollte nicht davor zurückschrecken die ehemaligen BesucherInnen direkt anzusprechen bzw. anzuschreiben, um sich nach ihrem Eindruck und eventuellen Tipps zu erkundigen. Im Optimalfall hat man zudem eine Vertrauensperson, die mit der Lage vor Ort vertraut ist und sowohl vor als auch während dem Aufenthalt mit Rat und Tat zur Seite steht. In meinem Fall war das meine Dissertationsbetreuung Prof. Ulrike Felt. Sie ist regelmäßig in Harvard zu Gast, kennt die Gegebenheiten und hat immer ein offenes Ohr für mich. Während meines Aufenthaltes haben wir regelmäßig geskypt und waren für ein paar Wochen sogar gemeinsam in Cambridge. Natürlich kann man sich die Umstände die eine so enge Unterstützung erlauben nicht immer aussuchen aber ich denke, dass der Kontakt zur Dissertationsbetreuung während einem Auslandsaufenthalt sehr wichtig ist und von Seiten der Studierenden verstärkt eingefordert werden sollte. Da solche Aufenthalte sehr fordernd sind, sollten Studierende zudem nicht vergessen sich davor reichlich zu erholen! Zu Beginn meines USA-Aufenthaltes habe ich deshalb gemeinsam mit FreundInnen New Orleans besucht und einen Roadtrip durch Arizona und New Mexico unternommen. Seitdem steht für mich fest, dass arbeitsintensive Zeiten einen entsprechenden Start verdienen!

  • Daniela Schuh studierte Soziologie und Rechtswissenschaften an der Universität Wien und ist Doktorandin am Institut für Wissenschats- und Technikforschung. Ihre Dissertation ist an der Schnittstelle von biotechnologischem Fortschritt, Kontroversen im Rechtssystem und demokratiepolitischen Herausforderungen angesiedelt. Vor dem Antritt ihres uni:docs Fellowships verbrachte sie zwei Semester in Cambridge (Massachusetts), um an einem Forschungsprojekt der Harvard University mitzuwirken. 2013 erhielt sie für ihr Forschungsprojekt eine uni:docs Förderung.

Polaroid Aufnahme der Fellows am STS Department in Harvard...

...und Daniela Schuh bei einer Reise durch Arizona (Fotos: Daniela Schuh)