Ihr Dissertationsprojekt ist durch das uni:docs Stipendium finanziert. Im Interview berichtet die Nachwuchswissenschafterin über ihren Forschungsaufenthalt.
- Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?
Ein besonderer Fokus liegt für mich auf der Erforschung der kognitiven Fähigkeiten von Vögeln, im speziellen von Papageien- und Rabenvögeln. Da immer mehr Studien belegen dass diese Vögel ähnliche kognitive Fähigkeiten wie Primaten besitzen, suche ich den vergleichenden Ansatz zur Primatologie um damit zu einem besseren Verständnis der konvergenten Evolution von intelligentem Verhalten beizutragen. Ich wurde von Dr. Josep Call, dem Direktor des Wolfgang Köhler Primaten Forschungszentrums, eingeladen meine Studie mit Goffin Kakadus an Orang-Utans durchzuführen. Das Wolfgang Köhler Primaten Forschungszentrum ist ein Projekt des Max-Planck Instituts für Evolutionäre Anthropologie in Kooperation mit dem Leipziger Zoo. Alle dort gehaltenen Menschenaffen, Schimpansen (Pan troglodytes), Gorillas (Gorilla gorilla), Orang-Utans (Pongo pygmaeus) und Bonobos (Pan paniscus) sind im Europäischen Programm für Gefährdete Arten eingebunden (EEP, European Endangered Species Program), an eine wissenschaftliche Testroutine gewöhnt und nehmen an allen Experimenten auf freiwilliger Basis teil.
- Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Leipzig besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?
Orang-Utans zu testen ist eine einzigartige Erfahrung, vor allem wenn man es gewohnt ist mit ca. 300 Gramm leichten Goffin Kakadus zu arbeiten und dann dem schwersten überwiegend baumbewohnenden Lebewesen gegenübersitzt (ein ausgewachsenes Orang-Utan Männchen wird bis zu 90kg schwer). Da sie um ein vielfaches stärker als Menschen sind, gibt es strikte Sicherheitsanweisungen im Umgang mit ihnen. Besonders gefreut hat mich dass alle Orang-Utans sehr gut bei meinen Experimenten mitgemacht haben und ich nebenbei auch ihren Zooalltag bereichern konnte. Obwohl Orangutans in ihrem natürlichen Lebensraum auf Borneo und Sumatra semi-solitär leben (großteils abhängig von der Nahrungsverfügbarkeit), war es zudem unheimlich interessant ihre Interaktionen auf der großen Gemeinschafts-Innen und Außenanlage zu beobachten. Eine weitere besonders wertvolle Erfahrung für mich war es, die Wissenschaftler und die internationalen Gastwissenschaftler des Max Planck Instituts kennenzulernen, Ideen und Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Einen tollen Abschluss meines Auslandaufenthaltes bildete die anschließende gemeinsame Konferenzreise nach Cairns in Australien, auf der ich eine mündliche Präsentation hielt.
- Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?
Eine genaue, vor allem rechtzeitige Planung, sorgfältige Fragestellung und Methodik des Forschungsvorhabens ist unumgänglich um eine entspannte, sowohl produktive Zeit im Ausland zu verbringen.