Nach dem Überfall der Nationalsozialisten auf Polen trat der Ethnologe Anton Plügel seinen "Osteinsatz" an, wo er biometrische Vermessungen an der polnischen Bevölkerung vornahm. Die Kultur- und Sozialanthropologin Lisa Gottschall rekonstruiert in ihrer Dissertation den Lebenslauf eines Protagonisten, der beispielhaft für das Engagement von EthnologInnen im verbrecherischen NS-System steht. Kaum jemand seiner Wiener KollegInnen war bereits vor dem "Anschluss" in einem solchen Ausmaß politisch engagiert wie Anton Plügel. Wohingegen andere Fachvertreter gegen Kriegsende ihr Forschungsmaterial größtenteils vernichtet hatten, birgt die seit 2007 im Krakauer Universitätsarchiv gelagerte umfangreiche "sensible Sammlung" Einblicke in die Tätigkeiten von Wiener ForscherInnen, die wesentlich zur sogenannten "Volkstumsideologie" und der damit verbundenen Überlegenheitspropaganda beitragen wollten. Anhand einer Analyse von Forschungspraktiken und Netzwerken, skizziert Lisa Gottschall diese fatale Verknüpfung von Wissenschaft, Ideologie und Politik.
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