"Meine Forschung": Wie Senioren ländliche Räume beleben

18.01.2018

Während in ländlichen Regionen im Normalfall die Abwanderung junger Menschen thematisiert wird, nimmt Geographin Elisabeth Gruber ältere ZuwanderInnen und ihre Bedeutung für die lokale Entwicklung in den Blick.

Räumliche Migrationsmuster zeigen eine deutliche Ausprägung. Der Großteil von Menschen wandert heutzutage in Städte zu, die meisten davon, wenn sie jung sind: Wenn sie einen Beruf erlernen oder aufnehmen, ein Studium beginnen oder absolvieren oder eine Familie gründen. Aber auch der Übertritt in den Ruhestand ist ein Lebensereignis, das die Migrationsbereitschaft wieder ansteigen lässt, wenn auch die meisten Personen im Alter nicht mehr ihren Wohnstandort verlagern.

Interessant ist Migration im Ruhestand vor allem deshalb, weil sie eine unterschiedliche räumliche Ausprägung zeigt als andere Formen der Wanderungen. Personen im Seniorenalter bevorzugen kleinere Siedlungen in räumlich attraktiven Lagen: in der Nähe zu Gewässern, zu Wäldern oder zu Bergen. International lässt sich das Phänomen der "Retirement Migration" daher auch grenzüberschreitend beobachten, etwa bei NordeuropäerInnen, die nach der Pensionierung an die Mittelmeerküste ziehen.

Für ländliche Regionen haben RuhestandsmigrantInnen positive Effekte. In erster Linie sind es Investitionen in Immobilienobjekte, die ansonsten vielleicht leer stehen und verfallen würden. Renovierungen wirken sich damit nicht nur positiv auf den Baubestand aus, sondern auf das gesamte Ortsbild. ZuwanderInnen bedeuten für jede Gemeinde ferner Steuerzuweisungen und bringen auch Kapital mit, von dem auch die lokale Wirtschaft (Geschäfte, lokale Daseinsvorsorge und Betriebe) profitiert. Aber nicht alle Einrichtungen werden von ZuwanderInnen im Seniorenalter genutzt. Durch eine einseitige Zuwanderung können wichtige Infrastrukturen der Daseinsvorsorge – etwa Schulen oder Kindergärten – nicht profitieren.

Lesen Sie mehr dazu im Dossier-Beitrag "Wie Senioren ländliche Räume beleben".

 

Zur Person:

Elisabeth Gruber, geboren 16. April 1985 in Wien, hat an der Universität Wien studiert und absolvierte ihre Dissertation mit dem Titel "Im Ruhestand aufs Land" am Institut für Geographie und Regionalforschung. Derzeit forscht sie im Rahmen des EU-Interreg Projekts YOUMIG zu Jugendmigration im Donauraum.

 

Zu allen Dossier-Beiträgen