- Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt in Japan entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?
In meiner Dissertation befasse ich mich mit ikonographischen Transformationsprozessen im buddhistischen Kulturkreis, die ich anhand einer bestimmten Götterfigur, Vaiśravaṇa, untersuche. Den Endpunkt meiner Forschungen stellt dabei Japan dar, wo ebene jene Gottheit unter dem Namen Bishamon-ten, wenn auch nicht als eine der populärsten Inhabitanten des buddhistischen Pantheons, so doch über die Jahrhunderte hinweg, ihre Verehrung fand und findet. In meiner Auseinandersetzung mit buddhistisch-religiöser Kunst war es mir wichtig, diese nicht nur ausschließlich in Büchern zu betrachten, sondern sie in ihrer natürlichen Umgebung, in einem Tempel oder Schrein, wahrnehmen zu können. Wer sich mit Kunst beschäftigt, weiß, wie wichtig das Setting für die Wirkmacht eines Werkes ist, sei es religiöser oder anderer Natur. In Japan ist der Buddhismus immer noch äußerst lebendig und Tempel finden sich in großer Dichte. Ein weiteres Faktum, das mich zu einer Reise nach Japan bewegt hat, war der Austausch mit Gläubigen sowie die Beobachtung des Umgangs mit religiöser Kunst, sei es an religiösen Örtlichkeiten oder in Museen.
- Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Japan besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?
Besonders geprägt hat mich das überwältigende Gefühl, einen Tempel zu betreten und die Wirkung der Bilder, Plastiken, Skulpturen und Architektur, die man lange aus der Ferne auf Fotos studiert hat, am eigenen Körper zu spüren. Dabei wird einem die Tragweite der in der Bildwissenschaft bestehenden Forderung eines Miteinbezugs eines „sinnlichen Gegenwartsbewusstseins“ einer „sinnlichen Schau“ bewusst. Überrascht war ich von dem in Japan vorherrschenden, doch etwas „anderen“ Umgang mit Kunst(schätzen) als ich es als Europäerin gewohnt bin. Die nachrecherchierten Informationen zum Ausstellungsort der Statuen waren teilweise schlichtweg falsch, in manchen Tempeln waren die Kunstwerke einfach in nahegelegene Museen ausgelagert worden, die nur einige Wochen im Jahr geöffnet hatten und auch dabei nur einen kleinen Teil der ehemals im Tempel beherbergten Stücke ausstellten. Auch der Zustand betreffender Tempelmuseen war für mich gewöhnungsbedürftig. Eine weitere Hürde stellte die Dokumentation der Kunstwerke dar. In einem Großteil der Tempel war das Fotografieren verboten. In den größeren Komplexen waren dafür zumindest gut bebilderte Bücher oder Karten zum Verkauf bereitgestellt, in anderen blieb mir nichts weiter übrig, als die Kamera gegen Stift und Papier zu tauschen.
- Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?
Eine gute Reiseplanung ist das Um und Auf und bedeutet einen doch nicht unerheblichen Arbeitsaufwand. Auch die finanzielle Durchführbarkeit sollte vorab geprüft werden. Im Falle meiner Forschungsreise nach Japan, die mich quer durchs Land führte, war es besonders wichtig, eine konkrete und sinnvolle Auswahl der zu untersuchenden Tempel zu treffen und sich zu überlegen, welches Material man an welchem Ort und vor allen Dingen wie vorfinden wird.
- Sarah-Allegra Schönberger ist Dissertantin am Institut für Religionswissenschaft. Sie studierte Japanologie, Religionswissenschaft und Wirtschaft und Gesellschaft Ostasiens an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen ikonographische Transformationsprozesse, religiöser Nationalismus und die Entstehungsgeschichte japanischer Rachegeister. 2013 erhielt sie für ihr Forschungsprojekt eine uni:docs Förderung.