Sarah Hanisch in Lesotho

15.07.2016

Von Februar bis Oktober 2014 forschte die Historikerin Sarah Hanisch für ihre Dissertation "Fuiqingnese migrants in Lesotho" in Maseru, Mohale's Hoek, Thaba Tseka und Quthing in Lesotho.

  • Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt in Lesotho entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?

In meinem Dissertationsprojekt beschäftige ich mich mit Lebensgeschichten von in Lesotho lebenden MigrantInnen aus Fuqing, China. Mich interessiert besonders, was diese MigrantInnen motiviert hat nach Lesotho zu gehen und welche individuellen Geschichten diese, häufig als homogene Gruppe abgehandelten, MigrantInnen haben. Mein Projekt baut auf der Idee von multi-sited field research auf und ich bediene mich primär qualitativer Forschungsmethoden wie lebensgeschichtliche Interviews und teilnehmende Beobachtung. Mit der Wahl meines Themas und des methodischen Ansatzes stand für mich von Anfang an fest, dass, um dieses Projekt sinnvoll verwirklichen zu können, ein längerer Aufenthalt in Lesotho unabdingbar ist. Neben wichtigen projektbezogenen Materialien konnte ich während meines Forschungsaufenthaltes noch viele persönliche Erfahrungen sammeln, die mir helfen Gegebenheiten und Prozesse in Lesotho und Südafrika besser zu verstehen und einzuordnen.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Lesotho besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Ich bin gerade erst seit einem knappen Monat wieder in Wien und noch am verarbeiten meiner ganzen Eindrücke aus Lesotho. Spontan würde ich sagen, dass ich gute Erinnerungen an Gespräche und Essen mit meinen fuqingnesischen Freunden, an Fahrten mit dem Minibus, an meine „Basuto Familie“ und trail runs in den Bergen von Lesotho habe. Am überraschendsten war für mich die Offenheit und Unkompliziertheit vieler meiner InterviewpartnerInnen, und die Leichtigkeit mit der aus diesen ersten Kontakten gute Freundschaften geworden sind. Für mich haben sich in Lesotho viele interessante Kontakte und Möglichkeiten über die Forschung hinaus ergeben. Zum Beispiel hat mich eine lokale Firma für eine fünftägige Geschäftsreise nach China als Dolmetscherin engagiert.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

Für mich hat es sich als praktisch erwiesen im ersten Jahr nach der FÖP alle Kurse zu absolvieren und die Feldforschung für das zweite Jahr zu planen. Das bedeutet aber auch, dass man schon Mitte des ersten Jahres anfangen sollte nach Förderungsmöglichkeiten zu suchen. In meinem Fall habe ich mich ca. ein halbes Jahr vor dem tatsächlichen Aufenthalt beim DAAD beworben und knappe drei Monate vor dem Aufenthalt die Stipendienzusage erhalten. Ich konnte mich nur beim DAAD für ein Jahresstipendium bewerben, weil ich deutsche Staatsbürgerin bin, an einer europäischen Universität studiere und für mehr als sechs Monate ins Ausland wollte. Für nicht-deutsche Staatsbürger kommen Programme wie Marietta Blau eher in Frage. Mir persönlich hat es sehr geholfen, dass ich zuvor bereits zwei Mal in Lesotho war. Vor Ort konnte ich mir deshalb ohne größere Probleme eine Unterkunft organisieren, wusste wie das Minibus- und das 4+1 Taxi-System funktioniert und wo ich welche Dinge bekomme. Das hat die Eingewöhnungsphase deutlich verkürzt und ich konnte zügig mit meiner Forschung beginnen. Für meinen Forschungsaufenthalt habe ich einen Forschungsplan aufgestellt, der mir als Orientierung gedient hat, aber dann vor Ort monatlich im Detail angepasst wurde. Beispielsweise war der erste und entscheidende Schritt in meiner Feldforschung die Kontaktaufnahme mit MigrantInnen aus Fuqing. Da es praktisch unmöglich war vor meinem Forschungsaufenthalt solche Kontakte herzustellen, musste ich diese eigenständig und ohne die Unterstützung von lokalen Institutionen vor Ort herstellen. Daher hatte ich für diese erste Phase meines Forschungsprojektes zuerst relativ viel Zeit eingeplant. Da sich die Kontaktaufnahme jedoch als relativ unproblematisch herausstellte, war es mir möglich, mehr Zeit als anfangs eingeplant in den Archiven zu verbringen.

  • Sarah Hanisch hat das Masterstudium in Globalgeschichte an der Universität Wien absolviert und beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit Lebensgeschichten von in Lesotho lebenden MigrantInnen aus Fuqing, China.

Sarah Hanisch am Ortsrand von Thaba Tseka ...

.... und Impressionen aus den Bergen in Lesotho (Fotos: Sarah Hanisch).