Thomas Völker in Aachen

15.07.2016

Der Soziologe Thomas Völker verbrachte acht Monate (Oktober 2013 – Mai 2014) am Lehrstuhl für Zukunftsforschung der RWTH Aachen (Deutschland), um seine Dissertation fertigzustellen.

  • Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt an der RWTH Aachen entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?

Den Auslandsaufenthalt habe ich dafür genutzt, meine Dissertation zu finalisieren. Den Großteil der Forschungsarbeit habe ich am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Universität Wien im Rahmen eines Projekts mit dem Titel „Transdisziplinarität als Wissenskultur und Praxis“ durchgeführt. Dieses Projekt endete im Sommer 2013 und meine Dissertation war zu diesem Zeitpunkt noch weit davon entfernt, abgeschlossen zu sein. Darum bewarb ich mich um ein Marietta Blau-Stipendium des OeAD. Die Idee dabei war – wie gesagt – fernab von diversen beruflichen und sozialen ‚Verpflichtungen’ in Ruhe und Abgeschiedenheit meine Doktorarbeit abschließen zu können. Prof. Barben, den ich durch diverse Kooperationen mit dem Institut für Wissenschafts- und Technikforschung kennengelernt hatte, war freundlicherweise bereit, mich für die Dauer des Stipendiums an seinem Lehrstuhl an der RWTH Aachen aufzunehmen.

  • Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Aachen besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?

Die Zeit in Aachen war für mich in mehrerlei Hinsicht sehr produktiv. Ich konnte meine Dissertation nahezu abschließen und habe wertvolles Feedback von KollegInnen in Aachen erhalten. Für mich war vor allem hilfreich, meine Arbeit mit Leuten zu diskutieren, die einen anderen fachlichen Hintergrund haben (v.a. Politikwissenschaft) und im Gegensatz zu meinen Wiener KollegInnen auch nicht alle Entwicklungsstufen der Arbeit miterlebt hatten. Außerdem war es unglaublich spannend, die Projekte der KollegInnen in Aachen sowie eine andere institutionelle Kultur kennenzulernen.

Abseits von dissertationsbezogenen Dingen habe ich es sehr genossen, mir die Umgebung von Aachen anzusehen. Unter anderem habe ich die Zeit für Ausflüge nach Maastricht, Brügge, Hamburg, Amsterdam und an die belgische Küste genutzt. Besonders angetan hat es mir dabei die Vielfalt der belgisch-deutschen Bierkultur. Und entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil ist mir auch der deutsche Humor (in dieser Gegend) überraschend positiv aufgefallen. Die größte Überraschung für mich war jedoch, dass ich in der eigentlich eher durch die Abwesenheit von landschaftlichen Erhebungen jedweder Art charakterisierten Gegend rund um Aachen doch einige Möglichkeiten für Kletterausflüge und auch erstaunlich viele gute Kletterer und -innen kennengelernt habe.

  • Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?

Ganz grundsätzlich kann ich auf Basis meiner Erfahrungen Auslandsaufenthalte sehr empfehlen. Es macht unglaublich viel Spaß, in ein neues Umfeld einzutauchen und neue KollegInnen und auch Menschen abseits des Arbeitsumfeldes kennenzulernen. Ich plane auch meine post-doc Phase im Ausland zu verbringen. Die sogenannte ‚Mobilität’, die von NachwuchswissenschaftlerInnen aktuell verlangt wird, mag zwar in vielerlei Hinsicht – v.a. wenn sie zum Zwang wird – problematisch sein und sollte auch kritisch reflektiert werden. Dennoch hat die damit verbundene Möglichkeit, an unterschiedlichsten Orten zu arbeiten, auch sehr positive Seiten und kann unglaublich bereichernd sein.

Wenn man einen Auslandsaufenthalt plant, ist es zunächst mal sinnvoll, sich über diverse Fördermöglichkeiten zu informieren. Da gibt es doch einiges an Auslandsprogrammen wie bspw. das Marietta Blau Stipendium. Dann halte ich es für wichtig, sich genau zu überlegen, wo man hin will. Einerseits sollte man darauf achten, in ein spannendes akademisches Umfeld zu geraten. Dabei hilft es sicher, wenn man am Zielort schon Anknüpfungspunkte bzw. -personen hat. Andererseits ist es aber mindestens genauso wichtig, sich einen spannenden Ort auszusuchen, so dass man den Auslandsaufenthalt auch für diverse Ausflüge oder Reisen nutzen kann.

  • Thomas Völker hat in Wien Soziologie studiert und sich im Rahmen seiner Dissertation auf den Bereich Wissenschafts- und Technikforschung spezialisiert. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit transdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung. Er ging dabei der Frage nach, wie in heterogenen Kollaborationen zwischen WissenschaftlerInnen und sogenannten außer-wissenschaftlichen AkteurInnen verschiedene Formen von Zukunftswissen produziert und zirkuliert werden.

Der Campus der RWTH Aachen.

Ausflug nach Ostende (Belgien).