Uni:docs Fellow Kristina Hutter stellt sich vor

30.10.2018

Kristina Hutter ist Doktorandin am Institut für Ägyptologie und seit Oktober uni:docs Fellow an der Universität Wien. In einem Interview stellt sich Kristina Hutter vor.

  • Sie arbeiten zum Thema Places, Topographies and Spatial Structures in the Conceptions of the Netherworld according to Ancient Egyptian Funerary Texts until the New Kingdom. Beschreiben Sie Ihr Forschungsprojekt in drei Sätzen.

In meiner Dissertation untersuche ich kulturelle Konstruktionen von räumlichen Jenseitsvorstellungen im Alten Ägypten. Die Basis der Arbeit bilden ausgewählte Funerärtexte, die ausführliche Jenseitsbeschreibungen enthalten (u.a. Pyramiden-, Sarg- & Totenbuchtexte), die aber über einen langen Belegzeitraum hinweg nur bruchstückhafte und scheinbar nicht kohärente Jenseitsbilder erkennen lassen. Die zentrale Forschungsfrage ist, ob sich in diesem funerären Schriftgut zusammenhängende semantisch-topographische Strukturen und Ursprünge einer systematischen Jenseitstopographie identifizieren lassen sowie welche Ordnungsprinzipien diesen mehrdimensional umgesetzten Jenseitsräumen zugrunde liegen.

  • Teil der Bewerbung war auch ein persönliches Interview. Haben Sie sich gezielt darauf vorbereitet und wenn ja, wie?

Ich habe mir in Vorbereitung auf das Interview ein paar grundsätzliche Gedanken gemacht. Fragen, die in einem solchen Rahmen gestellt werden, dienen nicht nur der Beurteilung der Forscherpersönlichkeit, sondern bieten uns selbst immer auch eine Gelegenheit, sich mit eigenen Vorstellungen über Forschungsperspektiven und Karrierewege auseinanderzusetzen. Es war daher wichtig, mir darüber im Klaren zu sein, wie ich mich einerseits in der Forschungslandschaft orientiert sehe und wie ich andererseits mein Dissertationsthema für die heutige Gesellschaft als relevant kontextualisieren kann.

  • Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Welche Persönlichkeit(en) in der Wissenschaft finden Sie besonders faszinierend?

Als Ägyptologin faszinieren mich besonders Geschichten von frühen Entdeckungsreisen auf dem Nil. Eine dabei herausragende Persönlichkeit war Amelia B. Edwards. Sie reiste den Nil aufwärts von Kairo bis Abu Simbel in einem Dahabiya und veröffentlichte 1877 den Reisebericht in A Thousand Miles up the Nile. Ihr Wirken prägte die Herausbildung der ägyptologischen Disziplin entscheidend mit. Sie war u.a. 1882 Mitbegründerin des Egypt Exploration Fund zur Förderung der Archäologie in Ägypten, hielt zahlreiche Vorträge und setzte sich für den Erhalt der altägyptischen Denkmäler ein. Aus ihrem Nachlass wurde der Lehrstuhl für Ägyptologie am University College London gegründet, dessen erster Inhaber gemäß ihrem Willen Sir Flinders Petrie war, einer der bedeutendsten Forschern unseres Faches. Amelia B. Edwards fasziniert mich, da sie nicht nur Wissenschafterin, Archäologin, Schriftstellerin, Künstlerin und Unterstützerin der Suffragetten-Bewegung war, sondern zudem auch als eine äußerst charismatische und abenteuerlustige Vorausdenkerin galt, über die man sagt, dass sie das Leben einer Bohemienne führte.

  • Zur Person

Ich studierte Ägyptologie an der Universität Wien mit Nebenfächern in Archäologie, Afrikanistik und Kunstgeschichte. Im letzten Studienjahr war ich Tutorin für Mittelägyptisch und verfasste eine Masterarbeit über innerägyptologische Auffassungsdiskrepanzen hinsichtlich des mittelägyptischen Verbalsystems. Nach Abschluss des Masterstudiums im November 2015 wurde ich Lektorin am Institut für Ägyptologie und begann im März 2016 mein Doktoratsstudium unter der Betreuung von Prof. Dr. Gerald Moers. Im Mai 2017 erhielt ich eine Förderung vom Stiftungsfonds für Postgraduates der Ägyptologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und war wissenschaftliche Mitarbeiterin am vom FWF geförderten Projekt Egyptian Root Lexicon unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Satzinger. Ferner bin ich seit April 2018 Fellow der interdisziplinären Plattform Vienna Doctoral Academy „Theory and Methodology in the Humanities“. Meine Hauptinteressen liegen im Bereich der altägyptischen Religionsgeschichte und der Erforschung der ägyptischen Sprache.