- Sie forschen zum Thema "Jetzt. Das Problem der zeitlichen Indexikalität in der Aristoteles-Kommentierung der Spätantike". Beschreiben Sie Ihr Forschungsprojekt in drei Sätzen.
Ich beschäftige mich in meiner Forschung mit einem philosophischen Problem, das in unserer Alltagssprache vermutlich häufig vorkommt: das „Jetzt“. Worauf wir uns mit dem Zeigewort „jetzt“ beziehen, oder - technischer ausgedrückt - welcher ontologische Status der Gegenwart zukommt, wird in der aktuellen philosophischen Debatte stark diskutiert, aber kaum auf die philosophischen Quellentexte bezogen. Ich möchte in meinem Forschungsprojekt einen philosophiehistorischen Beitrag leisten, indem ich die spätantike Kommentarliteratur zu Aristoteles‘ Physik genauer untersuche.
- Was war für Sie die größte Herausforderung bei der uni:docs Bewerbung und wer hat Sie dabei besonders unterstützt?
Sehr herausfordernd waren für mich wohl das strenge Auswahlverfahren und die damit verbundene Wartezeit auf die Entscheidung der Jury. Ich hätte am liebsten sofort mit einer genauen Ausarbeitung des Projekts begonnen, musste aber noch die Entscheidung abwarten. Das erforderte viel Geduld. Große Unterstützung leistete mir dabei mein Betreuer, mich in Geduld und fokussiert auf das Projekt vorzubereiten. Umso mehr freue ich mich, jetzt mit meiner Arbeit beginnen zu dürfen.
- Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wann stand für Sie fest, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen? Gab es Schlüsselerlebnisse?
So einfach es klingen mag: Ich wusste seit meiner ersten Vorlesung in Philosophie, dass ich mich für philosophische Fragestellungen und Wissenschaft begeistere. Mich hat das philosophische Nachdenken fasziniert, das seit Jahrhunderten unser Denken über grundsätzliche Fragen nach dem Menschen und seiner Stellung in der Welt noch heute bestimmt. So betreibe ich heute auch philosophiehistorische Forschung: Meine Auseinandersetzung mit der antiken Philosophie versucht eine Klärung von aktuellen philosophischen Fragen, für die auch heute noch um Antworten gerungen wird.
- Zur Person:
Thomas Seissl, geboren 1990, hat seinen Bachelor in Philosophie mit einem Schwerpunkt in Philosophiegeschichte an der Universität Salzburg erworben. Darauf folgte das Masterstudium Philosophie mit einem Schwerpunkt in analytischer Philosophie und Philosophie des Mittelalters und ein Studium der Klassischen Philologie an der Universität Innsbruck. Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Philosophie bei Prof. Dr. Giovanni Ventimiglia an der Universität Luzern. Seit Oktober 2018 arbeitet Thomas Seissl im Rahmen seines uni:docs-Forschungsprojekts zur Philosophie der Spätantike unter der Betreuung von Assoz. Prof. Dr. George Karamanolis am Institut für Philosophie der Universität Wien.
Die Lister der uni:docs Fellwos 2018 finden Sie hier